
Mit der 1:2-Heimniederlage gegen Aufsteiger SG Betzdorf II kassierte der VfB Wissen die erste Schlappe auf eigenem Platz seit über zwei Jahren, in denen es 23 Siege und ein Remis gab. Gleichzeitig erhielten die Aufstiegsambitionen der Mannschaft von Marco Weller einen empfindlichen Dämpfer, zumal Tabellenführer Wallmenroth am Sonntag mit 2:1 in Niederfischbach siegreich blieb. Mit solch katastrophalen Abwehrschnitzern und der erneut schwachen Chancenverwertung wie gegen Betzdorf hat man aber auch nichts an der Tabellenspitze verloren.
Die Betzdorfer Gäste tauchten in 90 Minuten exakt zwei Mal vor dem Wissener Tor auf und setzten ansonsten auf konsequente Defensivtaktik und nicht minder geschicktes (und lange ungeahndetes) Zeitspiel. Das reichte, um zu den drei Punkten zu kommen. VfB-Keeper Papadopoulos hatte neben einigen Rückpässen genau zwei Ballkontakte – nämlich beim Einsammeln des Balles nach den Gegentoren. Angesichts des erneut auf sieben Punkte angewachsenen Rückstandes zur Spitze dürfte in den drei ausstehenden Partien bis zur langen Winterpause jeder weitere Punktverlust bereits alle Hoffnungen beenden.
Auf dem Rasen im Dr.Grosse-Siegstadion waren die Rollen schnell verteilt: Der VfB bestimmte das Spiel, Betzdorf zog sich zurück und lauerte (meist vergeblich) auf Konter. Die erste Chance zur Führung hatte Henry Acquah, der nach 18 Minuten die Latte traf. Kurz darauf scheiterte auch Deniz Inan knapp. Nach gut einer halben Stunde dann die kalte Dusche, als es der als letzter Mann postierte VfBer an der Mittellinie mit einem Dribbling versuchte und prompt den Ball verlor. Der Betzdorfer Stürmer hatte freie Bahn zum Tor, legte quer auf einen mitgelaufenen Teamkollegen und schon war das 0:1 perfekt. Dieser Treffer erinnerte fatal an die Gegentore in Niederroßbach oder in Hamm, wo der VfB ähnliche Geschenke verteilte.
Schon drei Minuten später schien der Ausgleich fällig, als Henry Acquah auf den Gästekeeper zustürmte, den Ball rechts vorbeilegte und per Bodycheck am Tor gehindert wurde. Warum der diesmal wenig überzeugende Schiedsrichter Wulftange auf den Elfmeterpfiff verzichtete, wird nur er selbst wissen. Doch auch danach war ausreichend Gelegenheit, die Partie schon vor dem Seitenwechsel zu drehen, doch beste Einschußchancen wurden leichtfertig vergeben.
Nach der Pause blieb es bei der drückenden Wissener Überlegenheit, doch Gelegeheiten zum Ausgleich gab es kaum. Stockfehler im Spielaufbau machten viele Angriffe zunichte. Zudem hatten auch einige Leistungsträger keinen guten Tag erwischt. So war mit dem 0:2 (wieder nach einem Ballverlust an der Mittellinie, wieder durch einen schnellen Konter gegen die komplett entblößte Abwehr) die Entscheidung eigentlich schon gefallen. Zwar traf Marco Weller per Foulelfmeter noch zum 1:2 (85.), doch zum Ausgleich reichte es nicht mehr.
Fazit: Daß die VfB-Elf jeden Gegner in der A-Klasse spielerisch dominieren kann, weiß man nicht erst seit dem klaren Sieg im Spitzenspiel vor einer Woche. Daß dieses spielerische Potenzial aber nicht automatisch den Aufstieg beschert, ist ebenso offensichtlich. Die Meisterschaft wird nach anderen Kriterien vergeben und Die Tabelle lügt nicht.