Es gibt Siege, die sind selbstverständlich, andere sind unerwartet und einige ganz besonders schön. Zur letzten Sorte gehörte der 1:0-Heimerfolg des VfB Wissen gegen Verfolger Mündersbach, zumal das entscheidende Tor erst in der Nachspielzeit durch Tomasz Gawenda fiel. So wurden die Gäste spät, aber ausgesprochen gründlich für einen höchst unerfreulichen Auftritt bestraft, der in der gesamten zweiten Halbzeit trotz zwischenzeitlicher Überzahl aus konsequenter Mauertaktik, ausgedehnter Zeitschinderei und vor allem äußerst robustem Einsteigen bestand.
Es wäre ausgesprochen schade gewesen, wenn die Mündersbacher auf diese Weise ein Remis gerettet hätten. So aber jubelte am Ende der VfB-Anhang überschwänglich und verabschiedete sein Team mit Applaus. Da auch der punktgleiche, aber um zwei Tore bessere Spitzenreiter Wallmenroth sein Heimspiel gegen Meudt gewann, änderte sich an der Spitze der Kreisliga A wenig. Beide Teams sind der Konkurrenz nun um drei Zähler voraus. Am kommenden Wochenende hat die Mannschaft von Spielertrainer Marco Weller beim Aufsteiger TuS Wied anzutreten.
Foto: Hier schaut Tomasz Gawenda (links) dem Zweikampf von Julian Kohl nur zu, doch in der letzten Szene der Partie wurde er zum Hauptdarsteller.
Gegen Mündersbach mußte die VfB-Elf wie schon in der vergangenen Woche auf dem ungeliebten Hartplatz ran. Die zerfahrene Anfangsphase ließ zunächst nicht erkennen, daß die rote Asche dieses Mal mehr Glück bringen sollte als bei der Niederlage gegen Weyerbusch. Erst nach rund 20 Minuten gab es durch Fatih Ceylan die erste Torszene, doch auch danach spielte sich das Geschehen vor allem zwischen den beiden Strafräumen ab. Als Cem Cakatey dann doch aussichtsreich in Richtung Gästetor unterwegs war, wurde er durch ein Foul elfmeterreif gestoppt, doch Schiedsrichter Carsten Jacob hatte die Szene anders gesehen und ließ weiterspielen.
Als sich alle bereits auf den Pausentee und einen leistungsgerechten 0:0-Halbzeitstand eingestellt hatten, gab es doch noch einen Aufreger. Rüdiger Schulz mißglückte gut dreißig Meter vor dem eigenen Tor ein Abwehrversuch, sein Festhalten des Gegenspielers deutete Schiri Jacob zurecht als Notbremse und schickte den VfB-Abwehrmann vorzeitig zum Duschen. Daß der anschließende, von der Mauer abgewehrte Freistoß der letzte Torschuß der Mündersbacher bis zum Abpfiff gewesen sein sollte, hätte sich wohl kaum einer der gut 150 Zuschauer träumen lassen. Genauso erstaunlich war dann aber auch der Spielverlauf der zweiten Halbzeit.
Mit Wiederanpfiff begann trotz Unterzahl eine drückende Überlegenheit der VfB-Elf, die sich fast im Minutentakt gute Chancen erspielte und den Gegner am eigenen Strafraum einschnürte. Vom bisher so erfolgreichen Angriff der Mündersbacher (42 Saisontore bedeuten Liga-Spitze, davon über ie Hälfte durch die beiden Goalgetter Tanju Tütüncü und Eduard Merker) war nichts zu sehen.
Die Gäste überquerten während des gesamten zweiten Abschnitts fast nur mit Befreiungsschlägen die Mittellinie und wußten sich meist nur mit zum Teil rüden Fouls zu helfen. So gelang ihnen das Kunststück, innerhalb von exakt 28 Minuten nicht weniger als sechs gelbe und eine gelb-rote Karte zu kassieren. Kurzfristig gestoppt wurde der Wissener Sturmlauf nur durch die langen Unterbrechungen, in denen sich SG-Stürmer Tanju Tütüncü laut schreiend am Boden wälzte oder (wie zwischen der 87. und 90.Minute) unter Aufbietung der allerletzten Kräfte zur Behandlung an die Außenlinie humpelte.
Die Wissener Chancenverwertung blieb bei allem Einsatz mangelhaft, wobei bei Cem Cakatays Pfostenschuß oder Dennis Kohls Volleyabnahme auch Pech im Spiel war. Noch in der vierminütigen Nachspielzeit gab es drei Hochkaräter, bevor Tomasz Gawenda endlich den Bann brach. Nach schöner Vorarbeit von Simon Ebach schob er in der 94.Minute den Ball aus kurzer Distanz zum erlösenden 1:0 über die Linie. Danach gab es erst Mittelanstoß, dann den Abpfiff und schließlich großen Jubel bei allen Beteiligten aus dem blau-weißen Lager auf und neben dem Platz.
Die VfB-Aufstellung gegen Mündersbach: Mark Schuster, Marco Weller, Rüdiger Schulz, Simon Ebach, Sebastian Girresser, Dennis Kohl, Lucas Brenner, Tomasz Gawenda, Cem Cakatay, Julian Kohl, Fatih Ceylan (83.Maik Schnell).