Der VfB trauert um Wolfgang Kohl

Am 19.August verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit unser langjähriger Aktiver und Mannschaftskapitän Wolfgang Kohl. „Kohli“ war während seiner gesamten Fußballerlaufbahn immer nur für den VfB am Ball.

Sein herausragendes Talent war schon in der Jugend früh erkennbar, und so debütierte er 1974 mit 17 Jahren unter Trainer Heinz Lowin in der ersten Mannschaft. Sofort eroberte er sich einen Stammplatz und war in den folgenden 17 Spielzeiten aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Als er im Herbst 1990 für den 500. Punktspieleinsatz im VfB-Trikot geehrt wurde, hatte er bei den Wissener Fußballfreunden längst Kultstatus erreicht. Am Ende seiner Karriere waren es 514 Punktspiele in der Rheinlandliga und der Oberliga Südwest geworden.

Man übertreibt nicht, wenn man Wolfgang Kohl als einen der besten Fußballer bezeichnet, die in der nun hundertjährigen Vereinsgeschichte für den VfB Wissen die Stiefel schnürten. Umso bemerkenswerter ist es, daß er fast drei Jahrzehnte lang dem Club die Treue hielt. An Angeboten anderer Vereine hatte es nie gefehlt, auch einige Proficlubs signalisierten ihr Interesse. Zweifellos hätte Kohli mit seinen technischen Fähigkeiten, seiner Athletik und der enormen Schnelligkeit auch das Zeug zu einer Profilaufbahn in der Bundesliga gehabt. Schon Trainer Lowin, der in den 60er Jahren Kapitän bei Borussia Mönchengladbach gewesen war, machte seinen Ex-Club auf das außergewöhnliche Talent aufmerksam. Bei allem Ehrgeiz stand für Wolfgang aber immer der Spaß im Vordergrund, und so waren die Einladungen zum Probetraining in Gladbach und später beim MSV Duisburg kein echter Anreiz.

Höhepunkte seiner Laufbahn waren das zweimalige Erreichen der DFB-Pokalrunde mit den Spielen gegen den VfL Osnabrück (1980) und Borussia Mönchengladbach (1982) sowie die Erringung der Rheinlandmeisterschaft in den Jahren 1988 und 1991. Gerade im Spiel gegen Gladbach überraschte er den Gegner mit einigen seiner legendären Dribblings über die Außenbahn und hatte mehrfach die Führung auf dem Fuß. In den Jahren, in denen mit jüngeren Spielern ein neues Team aufgebaut werden mußte, war er stets die Konstante und der Leitwolf, an dem sich der Nachwuchs orientieren konnte. Mehr als 30 Punktspiele pro Saison im Schnitt (!) weist seine Bilanz über 17 Jahre aus.

Dabei bewies er nicht nur sportlich, sondern auch menschlich herausragende Qualitäten. Bei allem Ehrgeiz war er nie verbissen und geradezu vorbildlich fair. Nie ließ er es am Einsatz fehlen, und doch wird sich niemand an ein einziges böses Foul erinnern. Daß Lockerheit und Leistung sich nicht ausschließen müssen, hat Kohli immer wieder bewiesen. Seine Trainer wußten, daß man sich ohne jede Einschränkung auf ihn verlassen konnte, auch wenn er sich (wie mehrfach geschehen) direkt aus dem Urlaub mit seinem VW-Bus zum Ort eines Auswärtsspiels begab – und dann meist der beste Mann auf dem Platz war. Als er sich nach der aktiven Laufbahn als Trainer versuchte, prophezeite der damalige VfB-Vorsitzende Rolf Brückner mit der ihm eigenen Weitsicht: „Als Trainer ist der Kohli viel zu nett.“

Noch im Frühjahr war Wolfgang Kohl regelmäßig im Wissener Stadion zu Gast, um die Spiele „seines“ VfB zu verfolgen. Sein Neffe Dennis Kohl setzt die Familientradition fort und ist ihm inzwischen im Amt des Mannschaftskapitäns nachgefolgt. Bereits beim Spiel der VfB-Traditionself gegen den 1.FC Köln im Mai, bei der Wolfgang Kohl in der Halbzeit eine Frisbee-Show zeigen wollte, konnte er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr dabei sein. Fast jeder der vielen ehemaligen Spieler und Trainer vermißte ihn, die Frage „Wo ist denn der Kohli ?“ wurde oft gestellt. Nun hat er den Kampf gegen seine Krebserkrankung verloren.

Der VfB Wissen trauert mit der Familie Kohl, die seit Jahrzehnten mit dem Verein eng verbunden ist. Wir sind froh und stolz, Wolfgang Kohl in unseren Reihen gehabt zu haben und werden die Erinnerung an diesen außergewöhnlichen Menschen in Ehren halten. Mach’s gut, Kohli !