
Vor einigen Tagen hat der Fußballverband Rheinland beschlossen, was sich angesichts der aktuellen Corona-Entwicklung ohnehin schon abzeichnete: Im Kalenderjahr 2020 rollt von der Rheinlandliga bis hinunter zur Kreisliga D kein Ball mehr, auch in den Jugendklassen wird der Spielbetrieb vollständig eingestellt. So weit, so absehbar – aber wann und vor allem wie geht es 2021 weiter ?
Es scheint klar zu sein, dass es eine weitere Saison mit Aufsteigern, aber ohne Absteiger nicht geben soll – schon in der Vorsaison waren viele Kompromisse in dieser Sache ziemlich faul. Auch eine Annulierung der laufenden Runde 2020/2021 ist, wenn nicht ein kompletter, langfristiger Lockdown kommt, keine ernsthafte Option. Aber alle Alternativen haben ihre Tücken, und die sind besonders beim Blick auf den Kalender sichtbar.
Zum vorerst letzten Mal ging es Ende Oktober beim 2:1-Heimsieg gegen die SG Schneifel für den VfB um Punkte.
Beispiel Rheinlandliga: Obwohl die höchste Spielklasse anders als viele andere Ligen nicht durch Aufstieg ohne Abstieg aufgebläht wurde, bedeuten 18 Teams unter normalen Umständen 34 Spieltage. Gespielt sind davon wegen des verspäteten Saisonbeginns im September gerade einmal neun, und auch die nicht vollständig. So hat der FC Bitburg angesichts der frühzeitigen Spielsperren in der Eifel erst sechs Partien absolviert, beim SV Windhagen und dem FC Metternich sind es sieben.
Das bedeutet, dass für die Vereine noch zwischen 25 und 28 Spiele (!) ausstehen. Selbst wenn es gegen alle Erwartungen gelänge, die Saison schon am zweiten Januar-Wochenende fortzusetzen, wäre ohne englische Wochen die Spielzeit dann erst am letzten Juni-Wochenende zu Ende. Die zu erwartenden witterungsbedingten Ausfälle und Generalabsagen, erneute Spielpausen wegen Corona oder einzelne Teamsperren nach Infektionsfällen sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten, von eventuellen Entscheidungsspiele punktgleicher Teams nach der Saison ganz zu schweigen.
Die blauen Trikots bleiben vorerst im Koffer.
Da im Amateurbereich Spiele an Wochentagen nicht unbegrenzt möglich sind, scheint es also eher unwahrscheinlich bis unmöglich, dass die Saison in Form einer vollständigen Doppelrunde über die Bühne gehen kann. Alle denkbaren Alternativen werden für Diskussionen sorgen: Saisonende nach Abschluß der Hinrunde, eine Abschlußtabelle nach der ominösen Quotientenregelung „Punkte pro Spiel“ oder Play-Offs im KO-Modus: Spass macht keine der diversen aktuell in der Presse diskutierten und vom FVR zur Diskussion gestellten Notlösungen, zumal die Zahl der Absteiger in vielen Staffeln zwangsläufig höher sein muss als in normalen Jahren.
Als Option böte sich aus heutiger Sicht vielleicht am ehesten die Teilung der Liga nach der Hinrunde analog der Planung im Jugendbereich an. Die Teams der oberen Tabellenhälfte spielen in diesem Modell unter Mitnahme der bis dahin erzielten Punkte in einer einfachen Runde den Aufsteiger, die der unteren Hälfte die Absteiger aus. Der Charme der Vorgehensweise wäre, dass man z.B. in der Rheinlandliga mit 25 Spieltagen auskäme, in der Kreisliga B sind es 19. Dieses Pensum ist bis Juni wohl eher machbar, allerdings wäre die Zahl der Heim- und Auswärtsspiele nicht für alle Vereine gleich.
Für unsere A-Jugend kam die Zwangspause nach einem traumhaften Saisonstart in die Rheinlandliga zur Unzeit.
Wann die Entscheidungen fallen, ist aus jetziger Sicht völlig offen, zumal wie bisher jeder Fußballverband für seinen Zuständigkeitsbereich eigene Regelungen finden wird. Egal wie es kommt, die Prognose von VfB-Trainer Thomas Kahler dürfte zutreffen: „Gerecht ist es nur, wenn die Saison zu Ende gespielt wird. Weil das aber immer unwahrscheinlicher wird, wird man Kompromisse eingehen müssen.“ Wohl wahr.