
Am vergangenen Wochenende konnte der VfB die erste Saisonniederlage in der Rheinlandliga noch in letzter Minute abwenden, im Derby gegen Neitersen am Samstag aber war es soweit: Dem Pokalaus nach Elfmeterschießen am Mittwoch in Westerburg folgte mit dem 0:1 auf eigenem Platz nun auch die erste Pleite in der Meisterschaft. 330 Zuschauer sahen eine zerfahrene und spielerisch enttäuschende Partie, in der der bisherige Tabellenletzte von zwei schwachen Mannschaften noch die bessere war und sich durch ein Kontertor knapp durchsetzte.
Die Gäste, die alle drei bisherigen Saisonspiele verloren und dabei 10 Gegentore kassiert hatten, hatten auf dem Rasen des Dr-Grosse-Siegstadions den besseren Start ins Derby und verbuchten ein paar gelungene Offensivaktionen. Nach rund einer Viertelstunde bekam der VfB aber mehr und mehr Zugriff aufs Spiel und kam auch selbst zu zwei guten Torszenen: Zunächst strich ein Seitfallschuß von Felix Arndt haarscharf am langen Pfosten vorbei. Dann stand der 20-jährige Angreifer nach einem guten Paß frei vor SG-Keeper Redel, wurde aber zu weit nach außen abgedrängt und scheiterte mit seinem Schuß aus spitzem Winkel.
Chance Nr.1: Bei dieser Volleyabnahme von Felix Arndt (nicht im Bild) half den Gästen das Glück.
Damit sind die wesentlichen Highlights aus Wissener Sicht bis zur Pause schon erwähnt. Da auch die Gäste nun sehr tief standen und es ausschließlich mit langen Bällen versuchten, gab es nur wenige Torszenen, viele verbissene Zweikämpfe im Mittelfeld, noch mehr Fehlpässe auf beiden Seiten und demnach ein mehr als überschaubares Spielniveau. Das 0:0 war ein den gezeigten Leistungen angemessenes Ergebnis, ein Tor hatte sich nach 45 zerfahrenen Minuten keines der beiden Teams verdient.
Chance Nr.2: Diesen Versuch von Felix Arndt klärte der SG-Torwart per Fußabwehr zur Ecke.
Wer gehofft hatte, dass nach Wiederanpfiff mehr geboten würde, hoffte vergeblich. Weiterhin hatte der VfB ein klares optisches Übergewicht, aber Torgefahr entstand daraus nicht. So hatte die massierte, wenn auch nicht immer überzeugende Defensive der Neiterser nicht allzu viel Mühe, weitere Wissener Torszenen zu verhindern. Auch die Standards machten da keine Ausnahme: Bei keiner der zahlreichen Ecken lag die Führung in der Luft, und gleich drei Freistoßflanken flogen ins Toraus. Etliche vielversprechende Angriffe endeten mit unbedrängten Fehlpässen und Stockfehlern.
VfB-Kapitän Mario Weitershagen.
Ein langer Schlag aus der eigenen Hälfte leitete dann nach 62 Minuten die Entscheidung zu Gunsten der Neiterser ein. Der eigentlich wenig gefährliche hohe Ball sprang auf seinem Weg in den Strafraum gleich mehrfach auf, ohne geklärt zu werden. Ein Gästestürmer bedankte sich und traf aus sechs Metern flach zum 0:1. Danach zeigte sich, dass der VfB an diesem Tag nichts zuzusetzen hatte, um die Heimniederlage abzuwenden. Bis zum Abpfiff nach 95 Minuten gab es nun zwar 90% Ballbesitz, aber keine einzige echte Ausgleichschance mehr. Die Umstellungen von Trainer Tommy Kahler, unter anderem wechselte Lukas Becher in die Sturmmitte, blieben ohne Erfolg. Mehrfach sprang der Ball wie eine Flipperkugel durch den Gästestrafraum, doch über die Linie brachte man ihn nicht.
Kein Durchkommen für die VfB-Angreifer gegen die massierte Neiterser Abwehr.
Im Gegenteil: Die Gäste hätten gegen die bis in die gegnerische Hälfte aufgerückte VfB-Elf bei einigen Kontern sogar noch erhöhen können, hier konnte sich der zuvor weitgehend beschäftigungslose Philipp Klappert im Wissener Tor auszeichnen. Vielleicht machte sich in dieser Phase auch der Kräfteverschleiß durch die 120 intensiven Pokalminuten am Mittwoch bemerkbar. Die Schlussphase war dann leider von der in den Spielen gegen Neitersen fast schon üblichen Hektik geprägt. Anders als der Vergleich beider Teams in der vergangenen Saison hatte dieses Derby aber in Julian Jung einen souveränen Leiter. Der Oberliga-Referee brachte die Partie am Ende mit seinen Assistenten Noah List und Sebastian Schimanski sicher und besonnen über die Bühne und bewahrte einen Gästeakteur vor der gelb-roten Karte, in dem er den SG-Trainer zur sofortigen Auswechslung aufforderte – was dann auch geschah.
Auch Elvin Trcic blieb diesmal ohne Torerfolg.
Fazit: Nach einer makellosen Vorbereitung und den Erfolgen in den ersten Saisonwochen zeigt sich, dass auch für den VfB die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Es gilt nun, beim Gastspiel in Ellscheid am kommenden Wochenende zu den guten Leistungen aus der Mehrzahl der bisherigen Spiele zurückzufinden und nach den jüngsten Enttäuschungen sofort wieder zu punkten. Das Potenzial ist da, auch wenn es beim Gruselkick gegen Neitersen nur in sehr wenigen Szenen zu erahnen war. Und missraten ist der Saisonstart mit fünf Punkten aus vier Spielen ja nun auch wirklich nicht.
Philipp Weber strauchelt – und mit ihm das gesamte Wissener Team auch. Links Lukas Becher.
Die VfB-Aufstellung gegen Neitersen: Philipp Klappert, Tom Pirsljin, Mario Weitershagen, Justus Stühn (Yannick Tsannang), Philipp Weber, Julian Wienold, Lukas Becher, Felix Arndt, Elvin Tricic (Max Ebach), Steven Winzenburg (Emre Bayram). Schiedsrichter: Julian Jung. Zuschauer: 330.