Klarer Heimsieg mit fadem Beigeschmack – 4:0 gegen die SG Mendig

Mit einem 4:0 gegen die SG Mendig Bell setzte die Rheinlandliga-Mannschaft des VfB Wissen die Serie ihrer klaren Heimsiege fort und verbesserte sich durch die Niederlage der SG Hochwald gegen Morbach auf den 2.Tabellenplatz. Ganz vorne steht mit zwei Zählern Vorsprung Top-Favorit FC Cosmos Koblenz, bei dem man am kommenden Wochenende anzutreten hat. Überschattet wurde der nie gefährdete Sieg gegen schwache Mendiger durch die Platzverweise gegen Angreifer Jacov Jancek und Trainer Thomas Kahler, die somit beide beim Spitzenspiel in Koblenz ausfallen werden.

Jacov Jancek musste vorzeitig zum Duschen.

Die Gäste aus der Eifel deuteten nur zu Beginn an, warum sie bisher mit 26 Saisontreffern den stärksten Angriff der Liga gestellt hatten. Bei einem Schuß aus spitzem Winkel an den Pfosten hatten sie bereits in der Anfangsphase ihre beste, weil einzige echte Chance des Spiels. Der Rest der 90 Minuten zeigte dann eher, wie die SG zu ihren 28 Gegentoren gekommen war – und bei konsequenterer Ausnutzung der zahllosen Wissener Chancen insbesondere bei den Kontern in der 2.Halbzeit hätten leicht deutlich mehr als vier weitere dazukommen können.

Til Cordes hatte maßgeblichen Anteil am 1:0-Führungstor.

Bei strahlendem Sonnenschein, aber schwierigen Bedingungen auf dem Rasen im Dr.Grosse-Siegstadion hatte der Jahrmarkt der Katholischen Jugend die erwartbare Wirkung auf die Kulisse, denn nur 145 Zuschauer hatten sich eingefunden und Rheinlandliga-Fußball dem Geschehen in der Innenstadt vorgezogen. Sie sahen die erste Chance des VfB durch Jacov Jancek, der nach einem Querpass von Armando Grau alleine vor SG-Keeper Robin Rohr stand, der aber per Fußabwehr zur Ecke klären konnte. Auch danach gab es eine optische Wissener Überlegenheit, aber nur wenige Torszenen.

Der Mendiger Torwart Rohr zeigte vor der Pause zwei starke Paraden.

Das änderte sich in den letzten 11 Minuten vor der Pause gründlich. Zunächst traf Jacov Jancek, erneut mustergültig von Armando Grau bedient, nach 34 Minuten aus 12 Metern den linken Pfosten. Dann spielte Felix Arndt mit seinem 1:0 (39.) den Dosenöffner. Julian Wienold hatte nach einem Flügellauf auf Til Cordes zurückgelegt, der zog flach vom Fünfmetereck ab, Felix hielt den rechten Fuß dazwischen und drückte den Ball über die Linie.

Paul Christian am Ball, rechts Felix Arndt.

Vier Minuten später hatte Armando Grau die Chance zum 2:0, doch seinen Rechtsschuss von der Strafraumgrenze lenkte der Torwart mit den Fingerspitzen noch gegen den Innenpfosten, von wo er zurück in seine Arme sprang. Dennoch ging der VfB mit einer Doppelführung in die Kabinen, weil Felix Arndt in der 44.Minute nach einem Pass von Jakov Jancek zur Stelle war und aus kurzer Distanz sein zweites Tor und damit die 2:0-Pausenführung perfekt machte. Auch seine vorbildliche Arbeit nach hinten machte Felix zu einem der auffälligsten Akteure an diesem Nachmittag.

Philipp Weber sah früh (und berechtigt) die gelbe Karte, ließ ich aber davon nicht in seinem Engagement bremsen.

Wer nach Wiederanpfiff mit verstärkten Bemühungen der Gäste gerechnet hatte, sah sich getäuscht, denn weiterhin brachten VfB-Torwart Philipp Klappert Rückpässe den wesentlichen Teil seiner Beschäftigung. Angesichts des klaren Spielverlaufs ist es umso ärgerlicher, dass mit einer Szene in der 54.Minute völlig unnötig Hektik ins Spiel kam. Schiedsrichter Patrick Heim aus Lierscheid, der bis dahin das faire Spiel ruhig und souverän geleitet hatte, verlor danach seine Linie und traf gleich mehrere diskussionswürdige Entscheidungen.

Felix Arndt erzielte die ersten beiden VfB-Treffer gegen Mendig.

Besagte Spielszene kurz nach der Pause war ein an der Mittellinie begonnener Sololauf von Til Cordes auf das Mendiger Tor, der im Strafraum kurz vor seinem Torschuß mit einem Bodycheck von hinten gestoppt wurde, der jeden Coach beim American Football begeistert hätte. Für ein solches Foul ist der Begriff „Notbremse“ erfunden worden. Zur Überraschung aller Beteiligten blieben der Elfmeterpfiff und die dann zwingend fällige Rote Karte aus und der unerfreuliche Teil der Partie mit vielen Fouls, Protesten und Diskussionen begann.

Nicklas Fuchs im Zweikampf, hinten Till Niedergesäß.

Fünf Minuten später hatten dann die Gäste Grund zum Hadern, denn beim 3:0 (61.) von Til Cordes auf Vorarbeit von Armando Grau hatten nicht nur die Mendiger sowohl den Schützen als auch den Vorbereiter im Abseits gesehen. Ruhe kehrte nun nicht mehr ein. Nach 69 Minuten verlor Jacov Jancek an der gegnerischen Strafraumgrenze den Ball an einen Verteidiger und hakelte nach. Zum Entsetzen aller Beteiligten in Blau-Weiß zeigte der unmittelbar daneben stehende Schiri Heim für diese Aktion sofort die Rote Karte. Die Entscheidung war sehr hart und passte nicht zur sonstigen Linie des Unparteiischen, der bei zwei XXL-Fouls der Gäste im Mittelfeld, bei denen die Gesundheit der gefoulten VfB-Akteure durchaus in Gefahr war, lediglich den gelben Karton ausgepackt hatte.

Armando Grau war diesmal Vorbereiter statt Torschütze.

Im Zuge der heftigen Wissener Proteste nach der Entscheidung fing sich auf Intervention des Linienrichters auch Trainer Thomas Kahler noch einen Platzverweis ein und musste den Innenraum verlassen. Angesichts dieser Geschehnisse war der Treffer von Luca Groß zum 4:0 (84.), den Micha Fuchs mustergültig vorbereitet hatte, fast Nebensache. Bezeichnender Weise spielten die Mendiger in der Schlußphase bei klarem Rückstand und eigener Überzahl im Interesse weiterer Schadensbegrenzung ausführlich auf Zeit. Immerhin passierte so bis zum Abpfiff nach gut 92 Minuten nichts Schlimmeres mehr.

Til Cordes (Nr.17) und Nicklas Fuchs.

Fazit: Eine Woche nach dem 0:2 in Hochwald kehrte die VfB-Elf postwendend auf den Erfolgsweg zurück und fuhr im zehnten Saisonspiel bereits den achten Sieg ein – das ist eine bärenstarke Bilanz. Einige personelle Ausfälle wurden perfekt kompensiert, was für die diesjährige qualitative Breite des Kaders spricht. Mit 28 Toren stellt das Kahler-Team nun den besten Angriff der Liga, der kommende Gegner FC Cosmos Koblenz verfügt mit nur 5 Gegentreffern über die beste Abwehr. Und schließlich: Schiedsrichter Patrick Heim und seinen beiden Assistenten aus dem Rhein-Lahn-Kreis sollte man ihre schwache halbe Stunde einfach mal zugestehen. Es ist allerdings zu hoffen, dass Jakov Janceks nun fällige Sperre in einem für das eher harmlose Vergehen angemessenen Rahmen bleibt.

Trainer Thomas Kahler zum Spiel: „Wir haben von Beginn an versucht, Druck auf den Gegner auszuüben. Das ist uns im Laufe der ersten Halbzeit von Minute zu Minute besser gelungen. Es war dann eine Frage der Zeit, bis wir einen Ball durchbekommen. Deshalb war es auch verdient, dass wir zur Pause 2:0 geführt haben. In der Halbzeit habe ich den Jungs gesagt, dass wir schon wach sein müssen, weil Mendig vielleicht mit etwas mehr Wucht aus der Kabine kommt. Am Ende haben wir aber hochverdient gewonnen.“

Allseitiger Diskussionsbedarf nach dem Spiel: Gästetrainer Nizza und VfB-Kapitän Philipp Klappert im Austausch mit dem Schiedsrichtergespann.

Der Trainer zu den strittigen Szenen der 2.Halbzeit: „Vor den Platzverweisen ist ja schon die Situation zum Elfmeter gewesen, bei der es trotz eines klaren Foulspiels eine Entscheidung gegen uns gab. Warum man dann in so einer Situation in einem Spiel zweier fairer Mannschaften bei einem Allerweltsfoul die Rote Karte gibt, ist für mich unbegreiflich.“

Zur Ansprache nach dem Abpfiff durfte Trainer Thomas Kahler wieder von der Tribüne auf den Platz.

Die VfB-Aufstellung gegen die SG Mendig / Bell: Philipp Klappert, Paul Christian, Till Niedergesäß, Mario Weitershagen, Julian Wienold, Philipp Weber (82. Justus Stühn), Nicklas  Fuchs, Felix Arndt (75. Micha Fuchs), Til Cordes (67. Luca Groß), Jakov Jancek, Armando Grau (83. Lukas Becher). Schiedsrichtergespann: Patrick Heim, Patrick Böttcher, Timo Homilius. Zuschauer: 145.