VfB-Urgestein Werner Ferfort ist tot – Wir trauern um eine blau-weisse Legende

Der Ort ist die Wissener Stadionhalle, der Tag ein trister Freitagabend im Oktober 1995. Der VfB steckt nach der sportlich und finanziell desaströsen Regionalliga-Saison in der größten Krise seiner Geschichte. Die Verursacher der Misere haben längst das Weite gesucht, und auch sieben der acht Mitglieder des Interimsvorstands erklären nun das Scheitern aller Bemühungen und das Ende ihres Engagements. Ratlosigkeit macht sich unter den knapp 150 Anwesenden der außerordentlichen Mitgliederversammlung breit. Der Ehrenvorsitzende Rolf Brückner, der den Verein bis 1990 klug geführt hatte, bleibt alleine auf dem Podium zurück.

Das lähmende Entsetzen und die Angst vor dem Ende des VfB Wissen wird unterbrochen durch Werner Ferfort. Er tritt nach vorn ans Mikrofon und sagt, dass es nicht sein kann, dass nun der VfB untergeht und dass Rolf Brückner ganz allein gelassen wird. Sein Appell zeigt Wirkung: „Wer will, dass es weitergeht, der kommt jetzt zu mir nach vorn und hilft mit !“ Erst zögerlich, dann in kleinen Gruppen folgen Mitglieder dem Aufruf, bis sich schließlich nach ein paar Minuten fast zwei Dutzend Personen um Werner Ferfort scharen. Die Aufbruchstimmung, die damals entstand, trug dazu bei, dass sich wieder ein Vorstandsteam fand. Sie trug den VfB durch die drei schwierigen Jahre bis zur finanziellen Gesundung 1998.

Hätte Werner nichts anderes für „seinen VfB“ getan als die kurze Rede an diesem Abend, wäre ihm schon ein Platz in den Vereinsannalen sicher. Doch auch davor und danach hat er unseren Verein mit seinem Engagement an allen Fronten so geprägt wie kaum ein anderer.

Er begann als aktiver Spieler und bestritt nach eigener, sehr vorsichtiger Schätzung „bestimmt über 500 Spiele“ für den VfB. Mit 20 wurde er Stammspieler der Rheinlandliga-Elf, der erste große Erfolg kam mit dem Rheinland-Pokalsieg 1959 schon in seiner zweiten Saison. Es folgte ein weiterer Pokalsieg 1961 und im gleichen Jahr, nach einem knapp verlorenen Finale gegen Ehrang, die Vizemeisterschaft im Rheinland. Ein Jahr später trug Werner zur Rheinland-Meisterschaft und dem Aufstieg in die damalige Zweite Liga in 24 Saisonspielen sagenhafte 38 Tore bei. Der letzte große Auftritt in der ersten Mannschaft war zehn Spielzeiten danach das DFB-Pokalspiel gegen Wormatia Worms im Juli 1972.

Danach ging es in die zweite Mannschaft, zunächst als Spieler (sofort Meister der A-Klasse 1972), dann als Spielertrainer und schließlich mit Unterbrechungen bis 1987 als Trainer. In diesem Amt bildete Werner ein kongeniales Duo mit seinem Mannschaftsbetreuer, dem unvergessenen Wolfgang Hammer. Natürlich profitierte auch die Wissener Fußballjugend vom Trainer Werner Ferfort und ganz nebenbei betätigte er sich auch bis 2001 mit seinem eingespielten Team (Walter Schneider, Eugen Anetsmann und Reinhold Bender) nicht weniger als 23 Jahre lang als Platzkassierer.

Zudem blieb er dem Verein als Vorstandsmitglied und Helfer in vielen Gelegenheiten erhalten. Jahrelang war er als Mitglied der Werberunde ein engagierter und erfolgreicher Beschaffer von Sponsoren und Werbepartnern. Wenn Ferfi um Unterstützung für seinen Verein bat, sagte kaum jemand nein. Als 2014 unser Festbuch zum 100.Vereinsjubiläum erschien, merkte er in aller Bescheidenheit an, darin viel zu häufig erwähnt und abgebildet worden zu sein (Originalzitat: “Wor dat nürich ?”).

Vor allem aber blieb er bis zuletzt als treuer Zuschauer bei fast allen Spielen präsent. Schließlich gab es im Stadion die Auftritte seines Sohnes Michael und später seiner Enkel Kevin und Dennis zu beobachten, die in der ersten VfB-Mannschaft die Familientradition fortsetzten (aber zu wenig Tore schossen, wie er fand). Noch im vergangenen Herbst fehlte er bei keinem Spiel.

Werner Ferfort hat am Freitag den langen Kampf gegen seine schwere Erkrankung verloren. Nur zwei Wochen nach seinem 80.Geburtstag ist er von uns gegangen. Er ist der Krankheit so begegnet, wie man ihn kannte: Kraftvoll, kämpferisch und mit Zuversicht. Am Ende hat all das trotz zwischenzeitlicher Erholung nicht geholfen, was uns unendlich traurig macht. Wir drücken seiner Familie unser tiefempfundenes Mitgefühl aus.

Wenn der abgedroschene Begriff „Urgestein“ jemals seine Berechtigung hatte, dann bei Werner Ferfort. Der VfB verliert einen der besten Fußballer und eine der wichtigsten Figuren seiner bald 104-jährigen Geschichte. Eigentlich ist der Verein ohne ihn kaum denkbar.

Mach’s gut, Ferfi. Danke für alles.

Die Bilder in der anhängenden Galerie zeigen Werner Ferfort mit seinen Teams zwischen 1959 und 2013.