VfB verabschiedet sich mit dem 0:3 in Windhagen endgültig ins Mittelfeld

Vor gut drei Wochen, am 23.Oktober, hatte der VfB die Chance, sich mit einem Heimsieg gegen die SG Ellingen die alleinige Tabellenführung der Bezirksliga zu sichern. Die vier Spiele seither brachten drei Niederlagen, ein Remis und ein Torverhältnis von 1:9. Auch das Gastspiel beim neuen Spitzenreiter in Windhagen endete mit einer ernüchternden 0:3-Schlappe. Bei nun zehn Punkten Rückstand auf Rang 1 ist die Saison in Sachen Aufstieg vermutlich gelaufen. Damit werden die drei im Jahr 2015 noch ausstehenden Spiele zum Charaktertest. Sollte sich die Pleitenserie auch gegen die drei Gegner aus der unteren Tabellenhälfte (Osterspai, Montabaur, Bad Ems) fortsetzen, wird der Abstand zur Abstiegszone zur Winterpause deutlich geringer sein als der zur Spitze.

Wie in allen Spielen der letzten Wochen war es auch in Windhagen die totale Wissener Harmlosigkeit und die gleichzeitige Cleverness des Gegners im Abschluß, die in einem fairen und insgesamt ausgeglichenen Spiel den Unterschied machte und zur verdienten Wissener Niederlage führte. Den Frust komplett machte Nachwuchs-Referee Jan Schöning, der einen gebrauchten Tag erwischt hatte und die Hausherren in vielen kleinen und einigen wichtigen Szenen durch seine zumindest fragwürdigen Entscheidungen begünstigte. Die Niederlage in Windhagen sollte man dem jungen Mann aus Niederzissen aber sicher nicht anlasten, und auch die aktuelle Tabellenlage des VfB hat nichts mit den (fast immer souveränen) Referees in der Bezirksliga oder mit Pech zu tun, sondern ausschließlich mit den eigenen Leistungen.

Bild links: Zweikampfszene aus der ersten Halbzeit mit Philipp Freudenberg. Rechts Schiri Jan Schöning, dessen 21.Geburtstag am Montag hoffentlich angenehmer verläuft als das Spiel in Windhagen (Foto: Annika Schwan / weitere Spielszenen in anhängender Galerie)

Trotz der ungünstigen personellen Voraussetzungen (in Windhagen fehlten neben den bekannten Ausfällen auch Sebastian Land, Dennis Ferfort und der angeschlage Lukas Deger) ging die Anfangsphase des Spiels klar an den VfB. Schon nach gut einer Minute mußte sich der SV-Keeper lang machen, um mit den Fingerspitzen eine Direktabnahme von Torben Wäschenbach noch um den Pfosten zu drehen. Kurz darauf bediente Mario Weitershagen nach einer Freistoßflanke von Philipp Bedranowsky den in der Mitte einschußbereiten Alex Rosin, doch eine falsche Abseitsentscheidung von Schiri Schöning stoppte die Szene. Noch mehr Aufregung auf dem Platz und auf der Wissener Bank gab es in der elften Minute, als Fation Foniq nach schönem Doppelpaß mit Alex Rosin alleine auf das Tor der Hausherren zuging – und mit Verzögerung ebenfalls durch einen Abseitspfiff gestoppt wurde.

Von den Windhagenern war bis dahin wenig zu sehen, doch Mitte der ersten Halbzeit setzten sich die technisch versierten Hausherren besser in Szene, ohne zu klaren Chancen zu kommen. Die einzige nennenswerte Gelegenheit ergab sich aus einer eigentlich harmlosen Flanke, die der extrem starke Wind komplett verwehte und die VfB-Keeper Marvin Scherreiks am langen Pfosten in Verlegenheit brachte. Dann schlug wieder einmal das Verletzungspech zu: Torben Wäschenbach, der erstmals nach seiner Armverletzung wieder zur Verfügung stand, musste nach 35 Minuten mit muskulären Problemen passen. In der 42.Minute nahm das Unglück dann seinen Lauf. Dennis Kohl wurde am eigenen Strafraum hart attackiert, und während alle VfB-Akteure auf den Freistoßpfiff warteten, spielte Windhagen den Ball in die Gasse und der erste echte Torschuß des SV landete zum 1:0-Pausenstand im langen Eck.

Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist schnell erzählt: Die VfB-Elf mühte sich redlich, kam aber gegen eine den Vorsprung souverän verwaltende Windhagener Mannschaft kaum zu erwähnenswerten Torszenen. Das Spiel war nun geprägt vom immer stärker werden Wind, der das schnelle Flachpaßspiel der Gastgeber eher begünstige und viele lange und hohe Bälle des VfB ins Nirvana schickte. Zweites Kennzeichen des 2.Abschnitts waren die sich verstärkenden Diskussionen mit Schiri Schöning, der insbesondere bei einem nicht geahndeten Foul an Rüdiger Schulz am (oder im) Strafraum seiner Linie treu blieb. Mit dem zweiten Windhagener Tor nach einem Konter in der 67.Minute war die Begegnung dann eigentlich schon gelaufen. Der Rest der 90 Minuten war weitgehend ereignislos, fand aber mit einem Slapstick-Tor zum 3:0 in der Nachspielzeit den aus VfB-Sicht passenden Abschluß. Ein Klärungsversuch von Torwart Marvin Scherreiks außerhalb des Strafraums landete am Oberschenkel eines SV-Stürmes und kullerte von dort in Zeitlupe zum Endstand über die Linie des verwaisten Tores.

Fazit: Der Wurm ist drin, und es wird schwer werden, den Trend zu drehen und die offensichtliche Verunsicherung zu überwinden. Natürlich darf man die zahlreichen Ausfälle und die damit verbundenen Schwächungen nicht vergessen. Fast jede Woche war Trainer Wolfgang Leidig zu Umstellungen gezwungen, anders als in der Vorsaison konnte sich nie eine Stammelf finden. Trotzdem liegen die Probleme tiefer, denn ein Torverhältnis von 25:24 (!) spricht eine eindeutige Sprache. Die Nachteile in spielerischer Hinsicht gegenüber Teams wie Windhagen (44:15 Tore), Linz und Ellingen sind nicht zu leugnen, und selbst Weitefeld servierte den VfB mit biederem Konterfußball ab, weil die Effektivität im Abschluß stimmte. In den Spielen bis zur Winterpause zählen nur Siege, um nicht nur den sechsten Platz zu halten, sondern auch die Basis zu schaffen, im zweiten Saisonabschnitt ab März noch einmal angreifen zu können.