„Wir haben ein Superspiel gemacht“ – Unglückliches 1:2 gegen Ahrweiler

Gegen den Meisterschaftsaspiranten BC Ahrweiler gab es für den VfB Wissen in der Rheinlandliga die dritte Heimniederlage in Folge, die nach einem starken Auftritt ausgesprochen unglücklich ausfiel. Erneut war die Verwertung der eigenen Chancen weit vom Optimum entfernt, und leider stand erneut der Schiedsrichter mit einigen zumindest diskussionswürdigen Pfiffen im Mittelpunkt. Sollte die Fußballweisheit stimmen, dass sich im Laufe einer Saison umstrittene Entscheidungen zugunsten und zuungunsten eines Teams ausgleichen, hat der VfB in den letzten Wochen ein beachtliches Guthaben aufgebaut.

Bevor die 190 Zuschauer am Wissener Jahrmarkts-Samstag Fußball zu sehen bekamen, bestand Schiedsrichter Dominik Link darauf, dass sich Dirk Spornhauer und Wolfgang Leidig auf der Wissener Bank Trainingsleibchen überzuziehen hatten. Was gut vier Jahre beim in identischem Outfit auftretenden Thomas Kahler keinen Referee gestört hatte, sorgte nun für Diskussionen. Bei Wolfgang Leidig war selbst mit bestem Willen keine farbliche Verwechslungsgefahr zur Mannschaft zu erkennen, dennoch wurde auch er genötigt, sich in Neongrün zu gewanden. Mit dieser (aus seiner Sicht sicher absolut legitimen) Ouvertüre gab der Schiri die Richtung für die folgenden 95 Minuten vor.

Trainer Dirk Spornhauer und Wolfgang Leidig – endlich mal von der Mannschaft zu unterscheiden.

Der Wissener Start war perfekt, denn bereits nach vier Minuten versenkte Til Cordes eine Flanke von Armando Grau per Direktabnahme aus sechs Metern sehenswert zum frühen 1:0 im linken Toreck. Und Jacov Jancek hatte es nach einem zu kurz abgewehrten Winzenburg-Einwurf auf dem Fuß, die Führung schon bald danach auszubauen. Sein Schuss von der Strafraumgrenze nach 11 Minuten strich aber, leicht abgefälscht, knapp über die Latte. Ahrweiler war in der Folge zwar optisch überlegen, doch die schnell vorgetragenen VfB-Konter blieben gefährlich.

Diese Flanke von Armando Grau bereitete das 1:0 durch Til Cordes vor.

Der Ausgleich fiel nach 21 Minuten, doch bis zur Halbzeit sollte das die einzige Chance der Gäste bleiben, während es auf der anderen Seite vor dem Pausenpfiff noch zwei Riesengelegenheiten zur erneuten VfB-Führung gab. Zunächst stand Steven Winzenburg völlig frei vor dem Keeper, brachte den Ball aber in zwei Versuchen nicht an ihm vorbei. Dann ging Jacov Jancek nach einem perfekten Steckpass alleine auf den Torwart zu, der mit einer starken Parade Sieger blieb.

Torschütze Til Cordes (rechts).

Trainer Dirk Spornhauer hatte die ersten 45 Minuten so gesehen: „Nach dem ersten Traumtor hatten wir Probleme auf der linken Seite, und so entstand auch das 1:1. Danach hatten wir die Riesenchancen und mussten einfach auf 2:1 stellen. Zuerst war Steven vielleicht einfach zu überrascht, und gegen Jacov hält der Keeper einfach klasse. Wenn wir da in Führung gegangen wären …“ Der zweite Spielabschnitt bot dann weniger Tempo und Torszenen als der erste, aber leider viele, zu viele Aufreger.

Luca Kirschbaum und Armando Grau.

Die Wissener Abwehr hatte die gefährliche Ahrweiler Offensive, die an den ersten neun Spieltagen immerhin schon 32 Mal getroffen hatte, nun sehr gut im Griff. Auch die Spielanteile verschoben sich zugunsten des VfB. Die größte von einigen Chancen hatte Armando Grau, der die Abwehrreihe der Gäste umkurvt hatte und dann bei seinem Schußversuch im Strafraum von hinten gestoßen wurde. Ein Elfmeter war in dieser Szene durchaus möglich. Letztlich wurde Armando dafür bestraft, im Fallen noch geschossen zu haben, statt sofort Bodenkontakt zu suchen.

Noch mehr Diskussionen gab es nach 75 Minuten, als Til Cordes den Ball am letzten Mann des BCA vorbeilegte und per Bodycheck zu Boden gerammt wurde. Schiri Link wertete das Foul nicht als Notbremse und beließ es unter heftigen Protesten bei einer gelben Karte, die er umgehend auch Trainer Dirk Spornhauer wegen dessen Forderung nach einem Platzverweis auf seiner Bank unter die Nase hielt.

Luca Kirschbaum (am Boden) erlitt bei einem vom Schiedsrichter nicht als solches bewerteten Foul eines Ahrweiler Kontrahenten eine Knöchelverletzung.

Kurz darauf hatte Ahweiler durch seinen eingewechselten Torjäger Porca seine erste Chance der zweiten Halbzeit. Das Lattenkreuz rettete dem VfB das 1:1 beim Drehschuß aus 20 Metern. Kurz darauf durften die Gäste aber doch noch jubeln, als der Schiedsrichter nach 83 Minuten einen Zweikampf im Wissener Strafraum als Foul bewertete und einen Strafstoß verhängte, den Porca zum 1:2-Endstand verwandelte. Dirk Spornhauer zu dieser Szene: „Das Spiel war offen, und beim Foul an Armando hätte es Elfmeter geben können. Und der Elfmeter gegen uns war dann eine Fifty-Fifty-Entscheidung. Den kann man geben, es aber auch lassen, zumal der Schiri bei Fouls gegen uns viel hat laufen lassen.“

Philipp Weber.

Die verbleibende Spielzeit brachte Anrennen des VfB und mehrfach Getümmel im Ahrweiler Strafraum, aber keine echte Ausgleichschance mehr. Zwei weitere Aufreger gab es aber noch, die die Emotionen erneut hochkochen ließen: Zunächst ließ sich Siegtorschütze Porca nach einem verlorenen Zweikampf zu einem Schlag in Philipp Webers Gesicht hinreißen. Weber ging zu Boden, Schiri Link hatte die Szene gesehen, pfiff – und zeigte zur Überraschung vieler Beteiligter dem Übeltäter die gelbe Karte. Und in der Nachspielzeit sah sich der VfB um die letzte gute Chance gebracht, als ein klares Foul am aufgerückten Paul Christian an der Strafraumgrenze komplett ungeahndet blieb. So beweis Ahrweiler am Ende die Effizienz einer Spitzenmannschaft, die mit dreieinhalb Torchancen drei Punkte einfuhr.

Jacov Jancek.

Man sollte sich hüten, leichtfertig Verschwörungstheorien der Art „Die Schiris pfeifen im Moment alle gegen uns“ zu entwickeln. Die Unparteiischen entscheiden auf Basis ihrer Wahrnehmungen und haben bei der spontanen Bewertung des Gesehenen naturgemäß einen großen Ermessensspielraum. Insofern darf man die Häufung der Geschehnisse der letzten Wochen, so ärgerlich und frustrierend es aus blau-weißer Sicht auch ist, wohl als Zufall sehen. Und aus der aktuell misslichen Tabellenlage kann sich die Mannschaft ohnehin nur selbst befreien. Die Leistung vom Samstag bewies, dass es durchaus Grund zu Optimismus gibt.

Das Fazit gebührt Trainer Dirk Spornhauer: „Nach einem solchen Spiel fällt es schwer, Worte zu finden. Es tut mir einfach Leid für die Mannschaft. Wir haben ein Superspiel gemacht. Die Mannschaft lebt und hat guten Fußball geboten. Da war Feuer drin. In der zweiten Halbzeit waren wir besser, weil Ahrweiler sein Tempo nicht über 90 Minuten gehen konnte. Meine Mannschaft hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt. Es ist bitter, heute nichts mitzunehmen, auch wenn Ahrweiler eine gute Qualität hat. Und dass ich als Trainer ein Leibchen anziehen muss, habe ich in meiner Laufbahn auch noch nicht erlebt.“

Redebedarf nach dem Abpfiff.

Die VfB-Aufstellung gegen Ahrweiler: Philipp Klappert, Mario Weitershagen, Tom Pirsljin (90. Kerem Sari), Max Krauß, Paul Christian, Philipp Weber, Steven Winzenburg, Luca Kirschbaum, Til Cordes (82. Colin Remy), Armando Grau, Jacov Jancek (86. Micha Fuchs). Am kommenden Sonntag (15.10.) steht bei Aufsteiger Rot-Weiß Wittlich das nächste Auswärtsspiel auf dem Programm. Auch eine Woche später geht es in die Fremde. Gastgeber am 21.Oktober ist der FSV Salmrohr.

© Fotos: balu / PS. Bilder zum Vergrößern und für höhere Auflösung bitte anklicken.