
Über Jahre hinweg haben die jugendlichen Damen die Leichtathletik-Berichte des VfB Wissen dominiert und vielleicht bleibt es auch noch ein Weilchen so. Mittlerweile kommt aber Bewegung in die Szene: Die Jugendlichen der jüngsten Generation, zum Teil noch in den Kinder-Altersklassen der U12, beginnen, sich auf der Leistungsebene zu etablieren. Jüngstes Beispiel: Am Wochenende haben sich zwei der vier angetretenen Athleten aus der künftigen U14 bei der Talentiade in Montabaur für den Perspektivkader 2017/2018 qualifiziert und werden einige Trainingseinheiten mit den Besten des Rheinlands abhalten. Auch sonst gab es in den letzten Wochen und Monaten Bemerkenswertes von der jüngeren Generation zu berichten.
Mäßiges Bild, gute Leistungen: Vierter von rechts ist Elias Schmitt, die Kleinste ist Leni Körner
Die Talentiade ist ein Sichtungswettkampf des LVR, der die größten Talente des Rheinlands in den Altersklassen 11 und 12 sucht, um diese in gemeinsamen Trainingsstunden und unter Anleitung von erfahrenen Jugendübungsleitern an die höherwertigen Meisterschaften heranzuführen. LG Sieg-eigene Nachwuchsathleten haben davon profitiert, etwa Oliver Weber oder Antonia Mettbach. Dennoch wäre das Projekt beinahe gescheitert. Ein zu großer Einzugsbereich, weniger Anmeldungen als zur Verfügung stehende Qualifikationsplätze; für die Allerjüngsten sind einfach die Wege zu weit, als dass sich dieses Unterfangen wirklich lohnte. Die Lösung: Seit letztem Jahr ist die Talentiade in vier Bereiche dezentralisiert. Es gibt viel mehr Bewerbungen, zumindest im hiesigen Ostbereich. Der Süden etwa liegt auch weiterhin brach.
Die diesjährige Talentiade fand am Wochenende in Montabaur statt. 27 Kinder waren angemeldet, teilweise mit wenig Wettkampferfahrung, einige aber schon mit lokalen und regionalen Titeln im Gepäck, wie etwa der zwölfjährige Johannes Kölbach, der bereits einen Rheinlandtitel im Block Wurf und seit einigen Wochen sogar eine erfolgreiche Landesmeisterschaft im Kugelstoß vorweisen kann. Auch der ebenfalls zwölfjährige Elias Schmitt war schon recht erfolgreich, die elfjährigen Lediana Berger und Leni Körner hatten aber bisher noch keine Möglichkeit, sich auf Verbandsebene zu messen.
Johannes, der seine Erfolge seinen Wurf- und Stoßqualitäten sowie einer guten Koordination im Hürdenlauf zu verdanken hat, ist eher ein mäßiger Sprinter und Springer. Das aber waren die angesagten Qualitäten für diesen Wettkampf. So kam das Aus für ihn nicht ganz überraschend, und er erkannte schnell auch die positiven Seiten daran. “So habe ich mehr Zeit, Kugel-Diskus-Speer mit Ibolya (Torma, die Wurftrainerin) zu üben”. Das ist seine Leidenschaft. Auch für Lediana hat es am Schluss nicht gereicht: Für den jüngeren Jahrgang ist es naturgemäß immer schwerer, sich die nötigen Lorbeeren zu verdienen – letztlich sind die abgegebenen Leistungswerte entscheidend und da hat man in dieser Altersklasse mit einem Jahr mehr auch physisch die besseren Karten. Auch sie kann es gelassen nehmen und vielleicht im nächsten Jahr dann zuschlagen.
Elias hat schon einige Jahre Erfolge eingefahren, aber im Wesentlichen auf Vereins- und Kreisebene. Der Sprung auf den LVR-Zug war eine neue Erfahrung, mit der er sich anfangs nicht immer ganz leichttat. Jetzt hat er sich aber auf hohem Niveau stabilisiert und kann in Wurf und Sprung gleichermaßen, aber auch in Hürdensprint und Mittelstrecke, ganz vorne mithalten. Und Leni, die ja wie Lediana noch zum jüngeren Jahrgang zählt, hat mit ihrer Koordination, Ausdauer und Schnelligkeit alle Trümpfe zum Mehrkampf in der Hand. Im Wurf darf sie noch etwas zulegen. Beide Athleten qualifizierten sich souverän für die kommenden Aufgaben, werden aber natürlich weiterhin ihr Training im Heimatverein betreiben und vielleicht noch etwas intensivieren. Nicht umsonst ist schließlich der VfB Wissen im Verband für seine universellen Sportler bekannt.
Bereits vor einigen Tagen ist Lea Lemke ein weiteres Mal in den Landeskader berufen worden. Dabei konnte sie sich aussuchen, ob sie den Kader Wurf oder Mehrkampf bevorzugt. Sie wählte letzteren und wird dann von Jörg Roos betreut, der den Zehnkämpfer Kai Kazmirek in London zu WM-Bronze geführt hat. Natürlich bleibt auch sie dem VfB treu und wird weiterhin in Kugel und Speer von Ibolya Torma, in den anderen Disziplinen von Kornelia Blanke gecoacht. Überhaupt laufen jetzt so langsam die Vorbereitungen auf die Mehrkampfsaison des kommenden Jahres an. Trainiert wird in der Hauptsache die Grundlagenausdauer. Nur so kann es gelingen, dass alle Kandidaten im nächsten Jahr im rechten Moment fit und erfolgreich sind.