DM: Lea Lemke auf dem erweiterten Podium

Mit einem sechsten Platz krönte Lea Lemke bei der Deutschen Meisterschaft der Blockwettkämpfe in Lübeck ihre erfolgreiche Saison. Damit hat erstmals seit über zwanzig Jahren eine jugendliche Athletin des VfB Wissen bei Deutschen Meisterschaften gepunktet (wenn wir mal von Paul Uhlemanns Staffelplatzierungen der letzten Jahre absehen). Lea ist damit derzeit auch die erfolgreichste U16-Athletin der LG Sieg.

Lea als Sechste in rot-weiß

Eigentlich ist der Höhepunkt der Freiluftsaison längst durch. Vor den Sommerferien fanden die großen Rheinlandmeisterschaften in Einzel und Mehrkämpfen statt, die regionalen Sportfeste haben reichlich Gelegenheit geboten, Leistungen für die Bestenlisten zu erzielen. Das war für unsere Jugendlichen bisher in jedem Jahr so. Für Lea Lemke kam es diesmal anders: Die vierzehnjährige Athletin des VfB Wissen hatte sich mit ihren großartigen Leistungen für die Deutschen Jugendmeisterschaften in den Mehrkämpfen qualifiziert (wie mehrfach berichtet) und entschloss sich, am Blockmehrkampf Sprint/Sprung in Lübeck teilzunehmen. Das Handicap dabei war der unglücklich gewählte Termin: Am letzten Tag der Sommerferien, in einer Zeit, in der die Athleten erheblichen Trainingsrückstand beklagen, musste das ganze Leistungsspektrum abgerufen werden. Das sollte nicht allen Beteiligten gelingen, und auch Lea konnte nicht ganz an die Form von Juni oder Juli anknüpfen. Aber nun der Reihe nach.

Schlechtes Wetter und starke Windböen waren angekündigt, norddeutsche Küstenverhältnisse eben. 32 Athletinnen kämpften um den Titel, und der Wettkampf begann gleich mit der größten Herausforderung, dem Hürdensprint. Lea war gleich im ersten Lauf an der Reihe, lag in guter Position, kam dann aber an der drittletzten Hürde ins Straucheln. Sie konnte sich gerade noch so ins Ziel retten und war mit ihrer Zeit von 13,07s (PB ist 12,76) unter diesen Umständen noch ganz zufrieden. Den anderen Mädchen ging es nicht viel besser: Fast alle lagen mehrere Zehntelsekunden über der erwarteten Zeit. Der Grund blieb unklar, denn noch blies nur ein zaghafter Wind, und bis auf ein paar unbedeutende Tröpfchen hatte sich zu diesem Zeitpunkt auch der Regen noch zurückgehalten. Nachdem zunächst eine fehlerhafte Zeitnahme verdächtigt wurde, zeigte sich doch im Verlauf, dass die Leistungseinbrüche sich durch den gesamten Fünfkampf zogen. Eine traf es beim Hürdenlauf aber besonders hart: Die schnellste Hürdensprinterin im Feld, Amelie Braun vom benachbarten CLV Siegerland und regelmäßig zu Gast bei heimischen Sportfesten, trat in die zweite Hürde, stürzte und gab nach drei Disziplinen ganz auf. Lea indes befand sich vorerst mit dem 10. Rang auf einem guten Mittelplatz.

Der Himmel zog sich bedrohlich zu und der Hochsprung stand an. Bei der Einstiegshöhe von 1,36m kamen die ersten Tropfen, und dann prasselte der Regen unaufhörlich auf die Athletinnen ein und die Temperaturen sanken – nicht die optimalen Bedingungen für neue Bestleistungen. Die Mädchen traten nur zu ihren Versuchen kurz aus dem Zelt heraus, kein Warmhalten, kein In-Bewegung-bleiben, nur Frösteln. Die Bestleistungen gab es dann auch nicht: Lea war froh, im dritten Versuch wenigstens noch die 1,48m zu meistern, was bei einer Bestleistung von 1,60m sicher nicht den Erwartungen entspricht. Andere Springerinnen der deutschen Spitzenklasse, die schon mehr als 1,70m gesprungen sind, blieben bei 1,52 oder 1,56m hängen. Gegenüber den Aktiven beim Block Wurf nebenan ging es ihnen aber noch vergleichsweise gut: Diese stürzten und rutschten reihenweise im glatten Diskusring und mussten sich natürlich auch mit bescheidenen Werten zufriedengeben. Lea verbesserte sich auf den 8. Platz und wünschte sich sehnlich, diesen bis zum Schluss zu verteidigen, bedeutete er doch die Teilnahme an der Siegerehrung und die besondere Erwähnung in den DLV-Statistiken.

Der 100-Meter-Sprint als dritte Disziplin war eigentlich unspektakulär. Lea hatte einen prima Start, konnte aber zu Beginn das Tempo nicht hoch halten. Erst auf den letzten zehn Metern gelang es ihr, den Abstand auf die Laufsiegerin noch zu verkürzen. 13,57s (PB 13,20), Mittelplatz in der Disziplin und Platz 12 in der Gesamtwertung, das war nicht nach ihrem Geschmack.

Dann ging es zum Speerwurf, Leas Paradedisziplin. Allerdings hatte sie in den letzten Trainingseinheiten, die ja wesentlich auf ausgeglichene Leistungsfähigkeit in allen Mehrkampfdisziplinen ausgerichtet waren, nicht mehr ganz die Weiten der früheren Wochen erzielt. Somit war eine Marke um 33 Meter avisiert (bei einer PB von 36,91m). Mit guten 32 Metern kam sie im ersten Wurf bereits nahe an den Zielwert heran und konnte in den folgenden beiden Versuchen alles riskieren. Das war wichtig, denn bei den sehr schwierigen und wechselnden Windverhältnissen muss damit gerechnet werden, dass der Speer falsch landet und der Versuch ungültig ist. Nicht aber bei Lea: Zweiter Versuch über 33 Meter, dritter Versuch mit der Brechstange: 37,02 Meter! Bestleistung, Kreisrekord, formal Rheinlandrekord und vor allem bester Speerwurfwert aller Teilnehmerinnen. Da war sie doch sehr stolz, als diese Mitteilung über den Stadionlautsprecher an das große fachkundige Publikum ging und mit Beifall honoriert wurde. Platz 6 und vom neunten Platz mehr als fünfzig Punkte abgesetzt, das machte jetzt doch endlich gute Laune.

Zum Abschluss gab es noch den Weitsprung. Auch hier hatten die Damen der Blöcke Wurf und Lauf ziemlich Federn lassen müssen. Aber das Wetter hatte sich vorübergehend gebessert, es war sogar etwas wärmer geworden, und jetzt kamen die Mädchen durchweg besser in Fahrt. So legten viele mit 4,80 bis 5,00 Meter vor, Lea hatte nur 4,59m, musste also noch etwas zulegen. Im zweiten Versuch traf sie das Brett ausgezeichnet, Flugkurve und Landung waren stimmig, und es standen 4,91m zu Buche, was sie im dritten Versuch nicht mehr ganz erreichte. Damit konnte sie Platz sechs in der Gesamtwertung halten, und hatte auf den Bronzeplatz nur 24 Punkte Rückstand (entsprechend einer einzigen Hochsprunghöhe…).

Damit musste sie aber nicht hadern, mit einer Medaille hatte ohnehin niemand gerechnet. Der Gang zur Siegerehrung wurde zur Prozession, und auf dem Podest gab es nur strahlende Gesichter und freundliche Umarmungen. Unterm Strich fehlten Lea mehr als 80 Punkte zu ihrer persönlichen Bestleistung, aber das Erlebnis, bei einer Deutschen Meisterschaft erfolgreich zu sein, überwog bei weitem.

Die Platzierungen der DJM Block Sprint/Sprung (W14 – Jahrgang 2001):

1. 2785 Denise Jaeschke (LG Stadtwerke München)
2. 2688 Finja Rattunde (MTV Lübeck)
3. 2654 Angela Förster (TV Wörth)
4. 2641 Iris Herbst (LG Stadtwerke München)
5. 2635 Wiebke Oelgardt (SV Werder Bremen)
6. 2630 Lea Lemke (LG Sieg)
7. 2616 Emma Spengler (SV Halle)
8. 2588 Mikkeline Braun (SC Magdeburg)