KILA oder traditionell? Die LA-Classic for Kids in Hamm

Mitte Oktober hat die LG Sieg unter der Federführung von Peter Fuhrmann und der SG Sieg einen vereinsübergreifenden Trainingsvergleich durchgeführt, der von vielen Stammvereinen und auch kreisfremden Vereinen besucht wurde. Auch einige sehr gute Leistungen der Allerjüngsten waren zu bestaunen.

Alleine Richtung Ziel: Nele Walkenbach über 800 Meter

Die KILA (Kinder-Leichtathletik), die der klassischen Leichtathletik abgeschworen hat und für die Athleten bis 11 Jahre einen Team-Wettkampf mit alternativen Disziplinen vorsieht, ist und bleibt ein kontroverses Thema. Während für die Allerjüngsten, die Kinder U8, die Vorteile auf der Hand liegen – schließlich gab es für diese Altersklasse früher noch gar keine offizielle Leichtathletik – und auch bei der U10 das neue System eher Stärken als Schwächen aufzuweisen hat, so ist es doch in der Klasse U12 nach teilweiser Wiederfreigabe der klassischen Form zum annähernd völligen Zusammenbruch der KILA gekommen. Von seltenen Ausnahmen abgesehen, heißt es hier nur noch: Laufen, Springen, Werfen – alles wie früher. Die Crux: Die zumindest vorübergehend im Pflichtprogramm enthaltenen Übungen für Hürden, Diskus, Mehrsprung und Stabsprung sind wieder eingemottet. Ob das wohl so gewollt war? Die Leichtathleten wären nun mal keine Leichtathleten, würden sie nicht eher die individuellen Wettkampfformen mit ihren mess- und vergleichbaren Leistungen bevorzugen; und so hat sich mancher Verein dazu entschlossen, alternative „Trainingsvergleiche“ inner- und außerhalb des Vereinslebens anzubieten, ganz ohne Leistungsdruck versteht sich… Der Erfolg – und da können sich die KILA-Protagonisten den Mund fusselig reden – bleibt nicht aus. Auch hier haben die Kinder vor Begeisterung leuchtende Augen, haben trotz gemessener Zeiten den Erfolg „Mann gegen Mann“ und nicht „nur gegen die Uhr“ im Sinn (die üblichen KILA-Argumente gegen die Klassiker). Die Statistiker und Talentsucher freuen sich, können doch wenigstens ein paar Werte konkretisiert werden; das ist alleine schon notwendig, um die dann bei den 12-Jährigen beginnenden Talentförderungsprogramme wie Talentiade, Perspektivkader oder Länder-Crosslaufvergleich sinnvoll umzusetzen. Bestenlisten sind dabei natürlich verpönt (angeblich). Eher negativ: Der Teamgeist bleibt ein wenig auf der Strecke, zumal klassische Staffeln in dieser Altersklasse eher eine Rarität geworden sind.

Die LG Sieg hat sich auf einen Mittelweg verständigt: KILA wird angeboten (leider nur für U8 und U10), nichtoffizielle Trainingsvergleiche sind vorgesehen, die Altersklasse U12 wird etwas genauer auf Zeiten und Weiten analysiert in Form einer nichtoffiziellen Integration in die offizielle LG Sieg-Bestenliste, im Training wird auch hier Wert auf Disziplinvielfalt und Staffeln gelegt. Dies war ohnehin schon vor der neugeschaffenen KILA die Grundlage für die neuen Erfolge der Wissener Jugend-Leichtathletik.

In Hamm hat in diesem Oktober zum zweiten Mal dieser Trainingsvergleich stattgefunden. Bei der LA-Classic for Kids konnten sich die Kinder aller Altersklassen messen, Bestleistungen aufstellen und Urkunden gewinnen. Siegerehrungen fanden statt. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen, wenngleich kein Zweifel bestehen kann, dass im Vergleich mit früheren Jahren das Niveau signifikant sinkt. Das kann aber auch andere Gründe haben, die hier nicht näher analysiert werden sollen. Ein Zufall ist es jedenfalls nicht.

Die Leistungen in Zusammenfassung:
M11: keine Leistungen von VfB-Athleten
M10: Elias Schmitt bleibt im Kreis das Maß der Dinge für den Mehrkampf, musste sich aber knapp zwei Athleten aus Westerburg und Rennerod geschlagen geben. Auf den 800m-Lauf verzichtete er. Johannes Kölbach weist ansteigende Form in den Mehrkampfdisziplinen auf. Er wurde Fünfter im Dreikampf.
M9: Jonas Fuhrmann von der SG Sieg ist in seiner Altersklasse nicht zu schlagen. Jona Reuber und Jannis Sonnak verkauften sich wegen schwacher Wurfleistungen etwas unter Wert, scheinen sich aber sehr gut zu entwickeln (zweiter und dritter Platz).
M8: Steffen Walkenbach siegt in zwei der drei einzelnen Mehrkampfdisziplinen, wurde aber „nur“ Zweiter. Er zeigte einen sehr klug eingeteilten 800m-Lauf, den er auch gewann. Mit Hanno Schmitt hat der VfB ein weiteres Lauftalent, seine Dreikampfleistungen sind jedoch ausbaufähig.
M6/M7: Bei den Allerkleinsten gibt der VfB mit den aufstrebenden sechsjährigen Zwillingen Fabian und Philipp Janke (Plätze 1 und 2) und Leo Hassel (Platz 4) den Ton an. Auch im 800m-Lauf hatten die Zwillinge alles im Griff: Sie gewannen (in umgekehrter Reihenfolge) mit riesengroßem Abstand.
W11: Die Altersklasse wird von Emily Gilles von der DJK Betzdorf dominiert, die in allen Disziplinen weit vorne liegt. Der VfB ist hier überhaupt nicht vertreten.
W10: Auch hier hat der VfB keine Nachwuchsathletinnen. Eine Riesenleistung brachte die Bonner Athletin Maja Weber auf die Beine, die mit 1370 Punkten gewann. Dieser Wert liegt weit oberhalb der in unserem Kreis je erzielten Punktzahl in dieser Altersklasse (Kreisbestwert: Lea Lemke, 1326 Punkte im Jahre 2011).
W9: Leni Körner ist eine der besten W9-Athletinnen im Kreis. Besonders gute Leistungen in Sprint, 800m und Weitsprung. Beim Ballwurf hapert es, wie bei so vielen anderen nicht nur beim VfB, sondern im ganzen Kreis. Leni wurde Zweite im Dreikampf und gewann den 800m-Lauf.
W8 und jünger: Hier gewann Merle, die jüngere der beiden Weber-Schwestern aus Bonn, ebenfalls mit großem Vorsprung. Mit Soundié Mulitze liegt eine Athletin von der SG Sieg im Kreis ganz vorne, dahinter folgen Maja Cordes und Melina Wendler vom VfB. Besonders über 800m hatte Maja mit 3:12,6 min ein beeindruckendes Ergebnis. Aber auch die sechsjährige Nele Walkenbach lief mit 3:50,5 ganz ohne Unterstützung ein famoses Rennen. Von ihr werden wir in Zukunft noch viel hören.

Dennoch und trotz alledem: Den Schwerpunkt setzen wir weiterhin in der Kinder-Leichtathletik an. Zum Wintercup werden die Jüngsten dann in Teams antreten und sind für die „alternativen“ Wettbewerbe hoffentlich gut gerüstet.