Mini-Internationales mit neuem Flair

Bei dem in neuer, publikumsfreundlicher Aufmachung gestalteten bedeutendsten Läuferabend in Rheinland-Pfalz hat es wieder einmal gute Ergebnisse für die Wissener Mittelstreckler gegeben.

Weibliches LG SIEG-Trio: Anna-Lena Mockenhaupt, Lea-Sophie Herzog, Caroline Euteneuer

Seit 1960 gab es in Koblenz jährlich das große traditionelle Internationale Sportfest. In der Blütezeit kam hier die ganz große Weltklasse an den Start. Am 27. August 1980 fand das legendäre Rennen über 1500 Meter statt, bei dem der Brite Steve Ovett mit 3:31,36 neuen Weltrekord lief und weitere zwei Läufer ebenfalls unter der Weltbestzeit blieben. Thomas Wessinghage, Zweiter dieses Rennens, lief damals 3:31,58 und hält damit den deutschen Rekord bis heute. In der Ewigen Deutschen Bestenliste stehen heute noch drei Läufer aus diesem Lauf unter den besten Zehn. Weitere Weltrekorde wurden hier von Edwin Moses (400m Hürden) und Carl Lewis in der 4x200m-Staffel aufgestellt.
Im Jahre 1983 generierten die Organisatoren ein zweites kleineres Sportfest am Oberwerth im zeitlichen Vorfeld mit dem Ziel, auch der nationalen und regionalen Konkurrenz die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren und für das Internationale zu qualifizieren. Sein Name: Das Mini-Internationale (Diesem Prinzip sind später auch das ISTAF Berlin mit Königs Wusterhausen und der ASV Köln mit Betzdorf gefolgt). Während der große Bruder im Jahre 1992 die Segel streichen musste, hat das Mini-Internationale – trotz großartiger Reputation, vielen guten Leistungen und starker internationaler Beteiligung – nur recht und schlecht durchgehalten.
In diesem Jahr strahlte das Fest bei veränderter Organisation mit dem neuen Hauptsponsor Scholarbooks in ganz neuem Glanz. Bereits vor den ersten Läufen der Jugendlichen war die Haupttribüne gut gefüllt, auf der Bahn herrschte reges Treiben, auf einer kleinen Bühne am Rande der Bahn sorgte eine Band für den richtigen Laufrhythmus – am späteren Abend war auch noch eine Trommlergruppe angekündigt. Die Läufer wurden von sachkundigen Moderatoren begleitet und von begeisterten Zuschauern angefeuert. Auf der ältesten Kunststoffbahn des Rheinlands, der ein neuer Anstrich sicher gut zu Gesicht stünde, versammelte sich wieder nationale und internationale Klasse unter der strengen Beobachtung des DLV. Insgesamt hatten über 500 Athleten gemeldet.
In den als Vorprogramm deklarierten Rennen des frühen Abends starteten die Jugendlichen aller Klassen über 800 Meter. Es begann mit den Läufen der U16, beginnend mit den schnellsten Läufern. Durch die Meldezeit von 2:14,31 hatte sich Andreas Freidhof hier für den ersten Lauf qualifiziert. Nach reichlich Rangeleien und Positionskämpfen nahm nach 300 Metern das Rennen enorm Fahrt auf, und Andreas konnte sich bis kurz vorm Ziel an der Spitze festklemmen. Am Ende standen ein dritter Platz und großartige 2:09,64 zu Buche. Damit ist er der erste Leichtathlet der LG Sieg, der eine Fahrkarte für die Westdeutsche Meisterschaft der 15-Jährigen im September in Bad Kreuznach gebucht hat.
Oliver Weber, 14 Jahre, startete bereits zum dritten Mal in Koblenz. Mit einer Meldezeit von 2:36 wurde er gerade noch dem zweiten Lauf zugeordnet. Das Rennen wurde von seinen Vorderleuten sehr schnell angegangen; Oliver ließ kurz abreißen, konnte sich aber durch seine Laufübersicht, Kraft und Kondition wieder der Spitze annähern und schloss ebenfalls mit dem dritten Platz seines Laufs ab. Seine Bestzeit verbesserte er um sechzehn Sekunden.
Als einziges Mädchen des VfB startete die knapp 10-jährige Lea-Sophie Herzog im dritten Lauf der U14. Die jüngste Teilnehmerin des gesamten Abends lief nach verunglücktem Start ein sehr beherztes Rennen und konnte sich am Ende über eine neue persönliche Bestzeit von 2:57,53 freuen. Zudem war sie die einzige Athletin der LG Sieg, die eine Altersklasse für sich entscheiden konnte.
Am selben Abend fand im Wissener Kulturwerk die Ehrung für Wissens verdiente Sportler des Jahres 2011 statt, wo die Leichtathleten des VfB in Mannschaftsstärke geladen waren. Daher mussten nach den Jugendläufen alle Athleten und Betreuer rasch aus Koblenz abreisen. Wie wir aus Presse und Ergebnislisten erfuhren, sind bei den Hauptläufen erwartungsgemäß großartige Ergebnisse und einige EM-Qualifikationen zu verzeichnen gewesen. Jetzt hoffen wir, dass im nächsten Jahr wieder (nach interner Qualifikation) einige Wissener Teilnehmer mehr in Koblenz am Start stehen werden.