Neue Staffeleinteilung im FVR: Neue Gegner und weniger Derbys für den VfB II

Wenn sich Behörden oder andere öffentliche Stellen oder Organisationen an der Digitalisierung oder gar künstlicher Intelligenz versuchen, enden diese Versuche nicht selten im Desaster. Entweder der Server bricht zusammen, die Ergebnisse sind fehlerhaft oder die Software streikt, weil der Schülerpraktikant einen schlechten Tag hatte oder der Beratungs-Auftrag doch ohne Ausschreibung an den Schwager oder den Trauzeugen ging. All das wollen wir dem Fußballverband Rheinland natürlich nicht unterstellen, der mit Hilfe einer in anderen Verbänden bereits erprobten Software die Neuzusammenstellung seiner Spielklassen vornahm.  Das Echo der Vereine auf die jüngst veröffentlichten Ergebnisse war wie zu erwarten sehr geteilt.

Der SV Adler Derschen zählt zu den neuen Gegnern der VfB-Zweiten. Im Kreispokal stand man sich 2019 bereits einmal gegenüber. Hier eine Szene mit Felix Beib.

Es geht darum, die Staffeln unterhalb der Bezirksligen künftig nicht mehr nach den bestehenden Fußballkreisen, sondern kreisübergreifend nach regionalen Gesichtspunkten zusammenzustellen. Ziel ist neben der Reaktion auf die deutlich sinkenden Mannschaftszahlen vor allem eine Minimierung der Summe aller Fahrtstrecken der beteiligten Vereine. Angenehmer Nebeneffekt ist, das für jede Liga anders als bisher bereits vor der Saison die Auf- und Abstiegsregelung feststeht. Damit sind die oft bis zum letzten Spieltag unklaren Abhängigkeiten vom Ausgang in den überkreislichen Klassen vorbei. Die neue Vorgehensweise ist durch einen Beschluss der Mehrheit der Vereinsvertreter auf dem FVR-Verbandstag legitimiert. Insofern gilt: Geliefert wie bestellt.

Den TuS Bad Marienberg trafen Lukas Deger (links) und Jasper Müller (am Ball) zuletzt 2020 in einem Testspiel. 

Wie bei allen Neuerungen gibt es Gewinner und Verlierer, weshalb eine Lösung, die alle glüklich macht, unmöglich ist. Der VfB Wissen ist mit seiner Rheinlandliga-Mannschaft nicht betroffen, mit der bisher in der Kreisliga B2 Westerwald / Sieg antretenden 2.Mannschaft aber sehr wohl. Und hier führt die Neueinteilung dazu, dass sich die Distanzen zu den Gegnern nicht etwa verkürzen, sondern deutlich verlängern werden. Das liegt an der Festlegung der geografischen Grenzen der neuen Klassen, die Wissen und damit den VfB in der künftigen Kreisliga B1 in eine absolute Randlage bringt. Die attraktiven Derbys gegen Hamm, die neue SG Bruchertseifen, die SG Niederhausen und die SG Bitzen / Siegtal fallen weg. Statt in die unmittelbaren Nachbarorte geht es nun regelmäßig in den tiefen Westerwald.

Auch den Sportfreunden Daaden begegnete der VfB II bislang nur im Pokal. Hier hat Julian Happ beim 2:0-Erfolg im August 2022 abgezogen. Hinten André Schneider.

Spekulationen über die sportliche Qualität der verschiedenen B-Liga-Staffeln sind müßig. Dafür sind viele der neuen Gegner, gegen die es oft zum ersten Duell überhaupt kommt, zu unbekannt. Sicher ist aber, dass Spielertrainer Felix Bably und sein Team im neuen Spieljahr 2023-24 sonntags im Schnitt deutlich länger unterwegs sein werden als bisher. Außerdem ist auch damit zu rechnen, dass der VfB II wegen der neu gezogenen Grenzen künftig zu „Verschiebemasse“ zwischen den einzelnen Staffeln zählen wird und regelmäßig zum Ausgleich der Staffelgrößen die Ligen wechseln muss, sofern die Software das so entscheidet – und nicht der Aufstieg in die Kreisliga A gelingt.

So sieht die 15er-Liga, in der für den VfB II gegenüber der Vorsaison gleich acht neue Gegner warten, künftig aus (Angaben zu Distanzen und Fahrzeiten laut FVR):